Kinderchirurgie in Afrika e.V.

 



Kooperationsprojekt zwischen der Sektion Kinderchirurgie am Klinikum Ludwigsburg und dem Hôpital Évangelique UEEB Bembéréké in Benin / Westafrika

Anfang 2017 wurde diese Kooperation vereinbart mit dem Ziel, an diesem Allgemeinkrankenhaus das Bewusstsein für kinderchirurgische Probleme zu schärfen und die Fähigkeiten, diese anzugehen, aufzubauen.

Anfang November 2017 war der erste 2-wöchige Einsatz dort, dem bislang 3 weitere folgten. Geplant sind 1-2  Einsätze im Jahr.

Dabei werden neben Kindern mit angeborenen Fehlbildungen und typisch kinderchirurgischen Problemen auch viele Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten behandelt sowie Kinder, die als Folge von schweren Verbrennungen Kontrakturen haben. Dabei operieren wir immer mit den ChirurgInnen vor Ort und führen sie so in die gängingen Operationsverfahren ein. Auch das ganze Team im Operationstrakt und auf der chirurgischen Station sowie der Neugeborenen-Intensivstation wird so vertrauter mit kinderchirurgischen Patienten.


Einsatz November 2017

An diesem Einsatz haben Dr. Susanne Eberlein, Frau Marina Sauter und Dr. Hartwig Sauter teilgenommen. In dem 2-wöchigen Einsatz wurden 40 Operationen an 38 Kindern durchgeführt, davon waren 12 Kinder mit Spalten im Gesichtsbereich. Dr. Ossé, der uns bei den meisten Operationen begleitet hat, hat zwar das Krankenhaus zwischenzeitlich verlassen, kann aber die gewonnen Fähigkeiten in seiner Praxisklinik in Ndali einsetzen.


Einsatz September 2018

Aufwachraum

An diesem Einsatz nahmen Marina Sauter und Dr. Hartwig Sauter teil. Aus den Erkenntnissen des ersten Einsatzes folgend hat sich Marina dabei um den Aufwachraum gekümmert, also die Phase, die unmittelbar an die eigentliche Narkose folgt, in der die Kinder noch besondere Überwachung brauchen, und in der diese Betreuung der Kinder beim ersten Einsatz nicht gut organisiert war.  

32 Kinder wurden operiert, davon 10 mit Spalten. Dr. Troukou, der Chirurg und Chefarzt des Krankenhauses, konnte einen guten Einblick in kinderchirurgische Operationen bekommen und hat bei den meisten Operationen assistiert oder sie unter Anleitung durchgeführt.


Einsatz März 2019

Bei der Planung der Operationen mit Dr. Troukou

Dieser Einsatz wurde von Marina Sauter und Dr. Hartwig Sauter durchgeführt, und dauerte wiederum 2 Wochen vor Ort. Da sich die postoperative Überwachung der Kinder als sehr positiv gezeigt hatte, hat Marina wieder den Aufwachraum übernommen. 

37 Operationen bei 35 Kindern , davon 6 mit Spalten konnten bei dieser Mission durchgeführt werden, hier wurde auch die Behandlung von Ramadinatou begonnen, von der wir bei den Behandlungsbeispielen berichten. Weiterhin hat Dr. Troukou sich sehr gut in die Arbeit eingebracht, die Mission sehr gut vorbereitet und konnte seine kinderchirurgischen Kenntnisse voranbringen. Unser Ansprechpartner für die Anästhesie, M. Timothé, konnte nach einer Herzerkrankung leider nicht mitarbeiten, sein Kollege hat ihn aber gut vertreten.


Einsatz Oktober 2019

Marina Sauter und Dr. Hartwig Sauter wurden bei diesem Einsatz von Dr. Martin Hafner begleitet. Als erfahrener Oberarzt der Anästhesieabteilung in Ludwigsburg hat er den Kollegen vor Ort, insbesondere M. Timothé, der wieder arbeiten konnte, wertvolles Wissen über die Narkose von Kleinkindern vermittelt und dafür gesorgt, dass Dr. Sauter sich unbeschwert dem chirurgischen Teil des Einsatzes zuwenden konnte.

Bei 36 Kindern konnten 39 Operationen durchgeführt werden, davon waren 15 Kinder mit Spalten. Auch diesmal konnte Dr. Troukou einen Teil der Operationen unter Anleitung durchführen, erstmalig hatte er bei einem Kind auch die Vordiagnostik schon durchgeführt, so dass wir die weitere Behandlung einleiten konnten.

2020 und Corona

Aufgrund der Reiseeinschränkungen und Bewegungseinschränkungen vor Ort konnten wir den für Ende März geplanten Einsatz nicht durchführen, und müssen eine Lockerung der Corona-Restriktionen abwarten, bevor wir neue Einsätze planen können. 

Trotzdem haben wir die Möglichkeit, die zu operierenden Kinder vor Ort zu unterstützen, indem wir die Behandlungskosten zu 70% übernehmen und so sicherstellen, dass die notwendige Behandlung durchgeführt werden kann. Dies ist seit Mai angelaufen, erste Rückmeldungen haben wir auch schon erhalten, wie die Bilder unten zeigen. Diese Kinder benötigten aus unterschiedlichen Gründen einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang

Zumindest kann durch Ihre finanzielle Unterstützung auch bei schwierigen Kindern die notwendige Behandlung begonnen werden, manche der Kinder müssen für die definitive Versorgung auf unseren nächsten Besuch warten, können aber bis dahin normal wachsen und gedeihen.


Einsatz Oktober-November 2021

Bei diesem Einsatz wurden Marina und Hartwig Sauter von Dr. Christian Hess und Denise Penicka begleitet. Dr. Hess ist Oberarzt in der Anästhesie in Pforzheim, Frau Penicka Kinderchirurgin in Ausbildung in Klagenfurt / Österreich. Beide konnten sich sehr gut einbringen. Obwohl wir nie zuvor zusammen gearbeitet hatten, funktionierten wir als Team sehr harmonisch und konnten wiederum einiges an Wissen weitergeben. Dr. Troukou, unser Kollege vor Ort, konnte nach 2-jähriger Pause drei der acht Kinder mit Spalten operieren, insgesamt haben wir 49 Kinder operiert. Neben fünf Kindern mit Verbrennungsnarben haben wir einige Kinder mit Analatresie (Fehlen des Anus) und Morbus Hirschsprung (Fehlen der Nervenzellen im Enddarm mit heftiger Verstopfung) operiert, darüber hinaus ein Sammelsurium an kinderchirurgischen Kranheitsbildern. Besonders beeindruckt hat uns ein dreijähriges Kind mit einem riesigen Nierentumor, den wir erfolgreich entfernt haben. Die feingewebliche Untersuchung ergab, dass noch eine Chemotherapie angeschlossen werden sollte. Die Beschaffung der entsprechenden Medikamente vor Ort dauerte etwas, und als man die Therapie hätte beginnen können, war das Kind aus anderem Grund verstorben. Schade!.


Einsatz März 2022


Wir waren als kleines dreiköpfiges Team mit Michaela Graf (Kinderchirurgin in Ausbildung), Marina Sauter und Hartwig Sauter  in Bembèrèkè, und haben diesmal noch intensiver als sonst gearbeitet, da sehr viele Patienten vorgestellt wurden. Ensprechend der Jahreszeit dort hatten mehr Eltern Zeit, weil derzeit noch keine Feldarbeit anstand, und viele der Bewohner im Norden Benins noch haupt- oder nebenberuflich Landwirtschaft betreiben.

Wir konnten diesmal bei 44 Kindern geplant 48 Operationen durchführen, wobei auch wieder 8 Kinder mit Spalten, 5 mit Verbrennungsnarben operiert wurden. Ein Kind mit Wasserkopf und offenem Rücken von der letzten Mission war wieder dabei. Es hatte zwischenzeitlich Komplikationen und wurde von uns dann 2mal operiert.

Ein Säugling war besonders beeindruckend, der uns in sehr schlechtem Zustand mit vorgewölbtem Bauch vorgestellt wurde.

Mit dem Ultraschallgerät, das wir letztes Mal mitgebracht hatten, konnten wir feststellen, dass er ein akutes Problem der Nieren hatte. Durch Nierensteine waren beide Harnleiter verschlossen, der Harnrückstau verhinderte eine normale Funktion der Nieren und führte sogar dazu, dass in einer Niere ein Riss auftrat und sich Urin um die Niere sammelte.

Bei der Operation wurden die Harnleiter zum freien Abfluß in die Bauchdecke eingepflanzt.  Der Säugling erholte sich erfreulicherweise rasch, und wir hoffen, die normalen Harnwege bei einem der nächsten Einsätze wieder herstellen zu können.